Freiheit und Kraft des Windes

Vor 10 Jahren startete ich mein Unternehmen PureSelfMade, welches sich mit Selbstbaulösungen zur unabhängigen Energieversorgung beschäftigt. Mein Wunsch war damals schlicht, etwas zu tun, das mir Freude bereitet. Die Begeisterung dafür wurde vor vielen Jahren bei ersten elektrischen Basteleien in der Lernwerkstatt Pottenbrunn geweckt. Dass sich daraus eine Beschäftigung entwickeln wird, welche mich so lange und umfangreich begleiten sollte, konnte ich mir damals kaum vorstellen..

Von Jonathan Schreiber (ehemaliger Schüler der LWS)

Ein großes Hobby war für mich schon als Kind das Tüfteln an verschiedenen Selbstbauprojekten. Dabei kam ich früh in Kontakt mit einfachen Ansätzen zur autarken Energieversorgung. Insbesondere kleine, selbstgebaute Windräder faszinierten mich. Nachdem ich mit Hugh Piggott in Schottland einen Mentor gefunden hatte, begann ich diese Leidenschaft auch als mögliche “berufliche” Beschäftigung zu betrachten. 

Hugh lebt energieautark und recht abgelegen im Norden Schottlands. Er hat sich lange mit dem Selbstbauen von kleinen Windrädern beschäftigt und war somit der ideale Begleiter auf meinem Weg. Durch zahlreiche Besuche bei Hugh konnte ich unglaublich viel lernen.

Mein Interesse galt besonders den einfachen und soliden Lösungen und Basteleien, welche ohne High-Tech und mit wenig Aufwand, unter Verwendung von einfachem Material großen Nutzen bieten konnten. Da passten Hugh’s selbstgebaute Windräder bestens dazu.

Ich wusste, dass ich nicht bloß Dienstleistungen anbieten oder Produkte verkaufen wollte. Das erschien mir offen gesagt etwas zu trocken. Ich wollte etwas entwickeln, tüfteln und mein Hirn einsetzen und einfache Lösungen finden, die von Nutzen sind. 

Mir war auch wichtig, Menschen nützliches Wissen weiterzugeben, im besten Fall in Form von Workshops. 

Im Jahr 2013 organisierte ich meinen ersten Windrad-Selbstbauworkshop. Die kleine Workshopgruppe baute in ein paar Tagen ein Kleinwindrad zur Stromerzeugung nach Hugh Piggott’s Konzept. Das lief ganz gut und ich bekam bald Anfragen für weitere Workshops, die ich, angepasst an die Anforderungen, organisierte. Schnell kamen auch erste Anfragen für Workshops aus dem Ausland dazu: Deutschland, Luxemburg, Polen, Frankreich – es lief dahin. Ich bekam auch einige Anfragen für Workshops an Universitäten, obwohl ich selbst nie studiert habe und mein Wissen hauptsächlich autodidaktisch erlangt habe.

Es dauerte also nicht lange und das Leiten von Workshops wurde zu meiner Hauptbeschäftigung. Ich entwickelte das Konzept zum Selbstbau des Windrades weiter und optimierte es für die Anwendung in verschiedenen Workshop-Settings. Der Dunstkreis rund um PureSelfMade wuchs rasch und ich begann mich mit anderen gleichgesinnten Menschen und Experten der Szene zu vernetzen, woraus weitere Projekte entstanden.

Mittlerweile blicke ich auf über 40 Windrad-Selbstbauworkshops in 11 Ländern sowie einige Photovoltaik-Workshops und Projekte mit kompletten, autarken Energiesystemen zurück.

Mit einem großen Netzwerk aus begeisterten Menschen mit besonderem Spezialwissen ist es nun auch leichter möglich, größere Projekte in Zusammenarbeit zu realisieren.

Neben den Workshops gibt es auch Projekte zur Entwicklung neuer Selbstbaulösungen. Besonders der Entwurf von einfachen, elektronischen Schaltungen, z.B. zur Regelung des Windrades, ist ein wesentlicher Punkt. Einige Entwicklungen geschehen in Zusammenarbeit mit weiteren Experten der Open-Source Szene.

Das Windrad-Konzept

Für die Windrad-Projekte von PureSelfMade benutzen wir hauptsächlich Windräder basierend auf Hugh Piggott’s Selbstbaukonzept. Das Windrad ist so konzipiert, dass es mit einfachen Werkzeugen und Materialien selbst gebaut werden kann. Dabei kann es sich in Sachen Effizienz und Haltbarkeit im Vergleich mit kommerziellen Kleinwindrädern sehen lassen.

In den Workshops bauen wir in der Gruppe gemeinsam ein solches Windrad. Dabei werden Metallteile verschweißt, Generatorspulen gewickelt, Rotorblätter aus Holz gefertigt, Formteile aus Epoxidharz gegossen und vieles mehr. Die teilnehmenden Personen lernen im Prozess viele handwerkliche Arbeitstechniken kennen und sind meist in der Lage, mit dem gewonnenen Wissen später selbst ihr eigenes Windrad zu bauen.

Das Windrad-Konzept entwickelt sich ständig weiter und neue Ansätze beim Bau kommen hinzu. Aus diesem Grund arbeite ich derzeit an einem neuen Buch, welches das nötige Fachwissen zusammenfasst.

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